Sexuelle Belästigung am Ausbildungs- und Arbeitsplatz
„Es war für mich sehr wichtig zu wissen, wie meine Rechte am Arbeitsplatz aussehen, falls ich jemals dort mit Belästigung konfrontiert sein sollte. Es ist gut zu wissen, dass es Hilfe gibt und man, obwohl man als Auszubildende ja ganz neu ist, solche Vorfälle melden und sich wehren darf “, sagt Anna S.* (Name geändert), Schülerin in einer Berufsschulklasse am EMS-Berufskolleg in Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh. Ihre Worte spiegeln eine wachsende Notwendigkeit wider: Aufklärung und Prävention gegen sexuelle Belästigung und Gewalt am Ausbildungs- und Arbeitsplatz.
In einer bemerkenswerten Kooperation zwischen der Frauenberatung und der Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt Gütersloh und dem EMS-Berufskolleg wurde ein innovatives Projekt ins Leben gerufen, das genau diese Bedürfnisse adressiert. Gemeinsam werden regelmäßig Workshops in Schulklassen durchgeführt, um Auszubildende für das Thema sexuelle Belästigung am Ausbildungs- und Arbeitsplatz zu sensibilisieren.
Die Workshops sind Teil eines umfassenden Programms, das darauf abzielt, junge Menschen über ihre Rechte aufzuklären, sie zu stärken und ihnen zu zeigen, wo sie Hilfe bekommen können. Besonders junge Frauen sollen erkennen, dass sie nicht allein sind und dass es konkrete Unterstützungsmöglichkeiten gibt, denn Studien zeigen, dass insbesondere junge Frauen zwischen 16 und 24 Jahren am häufigsten von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz betroffen sind.
„Die Zusammenarbeit zwischen der Schulsozialarbeit und der Frauenberatungsstelle ist hervorragend“, betont die Schulleiterin des EMS-Berufskollegs Stefanie Ebbesmeier: „Unsere Schülerinnen und Schüler wissen jetzt, an wen sie sich wenden können und welche Schritte sie unternehmen müssen, wenn sie mit Belästigung konfrontiert werden.“ Die Veranstaltungen bieten zudem Raum für Austausch und Diskussion, was von den Teilnehmerinnen sehr geschätzt wird.
Ein weiterer Schwerpunkt der Workshops liegt auf dem Thema Gewalt in Paarbeziehungen. Hier lernen die Teilnehmenden, Warnsignale zu erkennen und sich frühzeitig Hilfe zu holen. „Viele junge Frauen sind sich der Risiken und Anzeichen von Gewalt in Beziehungen nicht bewusst“, erklärt Karen Neumeyer, Mitarbeiterin der Frauenberatungsstelle Gütersloh. „Wir möchten ihnen Werkzeuge an die Hand geben, um sich selbst zu schützen und zu wissen, dass sie Unterstützung finden können.“ Auch über den Workshop hinaus bleiben die Fachfrauen der Frauenberatungsstelle Gütersloh ansprechbar für die Schülerinnen. In Kooperation mit der Schulsozialarbeit werden Beratungsfälle auf Wunsch eng begleitet und unterstützt.
Die Resonanz auf das Programm ist positiv. „Es ist ermutigend zu sehen, wie offen die Schülerinnen über diese wichtigen Themen sprechen“, sagt Alina Skobowsky-Natawan, Mitarbeiterin der Frauenberatungsstelle Gütersloh. „Die Workshops bieten nicht nur wertvolle Informationen, sondern auch die Möglichkeit, sich in einem sicheren Raum auszutauschen. Es ist wichtig für junge Frauen, diesen Raum zu haben und zu merken, dass sie mit vielen Themen nicht alleine sind.“
In Zeiten, in denen das Bewusstsein für sexuelle Belästigung und Gewalt am Arbeitsplatz sowie in privaten Beziehungen wächst, setzt das EMS-Berufskolleg gemeinsam mit der Frauenberatung und Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt Gütersloh ein starkes Zeichen. Sie zeigen, dass Prävention und Aufklärung die besten Mittel sind, um junge Menschen zu stärken und zu schützen.
„Es ist unser Ziel, dass jede Schülerin und jeder Schüler gut informiert und selbstbewusst in die Arbeitswelt startet“, fasst Franziska Linnemann von der Schulsozialarbeit (AWO Kresiverband GT) zusammen. „Nur so können wir einen Beitrag zu einer sichereren und respektvolleren Gesellschaft leisten und wir glauben, dass Prävention ein wesentlicher Faktor für das Wohlergehen und den beruflichen Erfolg junger Menschen ist.“
Als Reaktion auf den steigenden Bedarf erweitert die Frauenberatungsstelle Gütersloh nun ihr Konzept und bietet Schulungen für Arbeitgebende zum Thema an, um auf Leitungsebene sichere Strukturen für ihre Angestellten und für einen gewaltfreien Ausbildungs- und Arbeitsplatz zu schaffen. Bei Bedarf ist die Frauenberatung und Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt ansprechbar unter der Telefonnummer 05241 250 21.